Auf ins neue Leben

Die nächsten 2 Jahre verbringen wir in Bukarest.

Dienstag, 29. Dezember 2015

Versöhnlicher Abschied von den Behörden

Zur Abwechslung noch mal ein kurzer Bericht von Christian über die Erfahrung als Rollerfahrer (50ccm).

In Rumänien habe ich mir diesen Traum von der Freiheit endlich erfüllt. Zu jeder Tageszeit, insbesondere während der Rush-hour mühelos durch den Stadtverkehr zu flitzen, in engen Ausweichmanövern sich zwischen an Ampeln wartenden Autoreihen hindurchschlängeln oder mit Maximalgeschwindigkeit 60 (ich glaub da hat der Hersteller irgendwie ein bisschen dran rumgeschraubt) Nachts über die langen, leeren Bulevards brettern... endlich war es so weit.

Nun ja, nach einigem Suchen und - es war ja mein erster und ich wusste nicht, ob das überhaupt etwas wird - der Entscheidung für ein sehr günstiges Modell (800 Euro), angeblich aus Italien (tatsächlich natürlich aus China), ging es am 1.9.2014 los. Naja fast.

Zuerst noch Online Versicherung abschließen (Preisunterschiede von Faktor 10 keine Seltenheit - mann kann auch 1.000 Euro Prämie im Jahr zahlen) und dann anmelden. Das ist in Rumänien nicht ganz so einfach. Ein Kollege half mir netterweise, sonst hätte ich es wohl nicht geschafft. Zuerst muss man aufs Finanzamt, anstehen, eine Nummer ziehen, mehrere kleingedruckte Formulare ausfüllen (kann das anschließend überhaupt ein Sachbearbeiter lesen??), zahlreiche Kopien beilegen (Kaufvertrag, Rechnung, Herstellerzertifikat, Ausweis, Aufenthaltsgenehmigung, Steuernummner), warten bis die Nummer aufgerufen ist, alles abgeben, dann die Gebühr bezahlen (an einem anderen Schalter), Dokumente wieder abholen.
Dann gehts zur Polizei. Dort wieder anstehen, Dokumente abgeben (oh, es fehlt der Versicherungsnachweis - normalerweise führt das dazu, dass man an einem anderen Tag nochmal kommen muss und alles von vorn beginnt, oder man legt etwas Geld auf den Tisch - also das soll funktionieren, hab ich aber nie gemacht - in unserem Fall hatten wir eine sehr nette Sachbearbeiterin, die uns erlaubt hat das Dokument später per Email zu schicken). Dann bekommt man eine erste Bescheinigung, damit wieder zum Finanzamt, Steuer bezahlen, dann wieder zur Polizei, Steuerquittung vorlegen, nochmal Gebühr bezahlen und dann bekommt man irgendwann einen Termin, an dem man dann alles abholen kann (Nummernschild, Fahrzeugbrief und -schein und noch ein anderes Dokument, wofür auch immer - ich hab zur Sicherheit immer alle Dokumente mitgeführt, damit ich im Fall einer Kontrolle alles sicher dabei hab).

Während des ganzen Prozesses (ich musste ja auch arbeiten) stand der Roller 4 Wochen in der Tiefgarage meines Büros. Die Batterie war natürlich in der Zwischenzeit leer und so haben wir in den Mittagspausen einige Tage gebastelt, immer wieder mit dem Hersteller telefoniert, bis er dann irgendwann lief. Es war nun schon Oktober, aber dank des guten Wetters konnte ich fast bis Ende November noch fahren. Es war herrlich (siehe oben)...

Als Unwissender habe ich in der Winterpause natürlich vergessen die Batterie abzuklemmen, sodass im März, zum Saisonbeginn, erstmal nichts mehr ging (abgesehen von der Millimeterdicken Staubschicht, die sich bei uns in der Garage überall nach ein paar Wochen absetzt). Ich hab dann von meinen Schwiegereltern ein Batterieladegerät organisiert (im Handgepäck von der Geschäftsreise in die Schweiz mitgebracht). Half natürlich nichts. Die Batterie war durch. Also eine neue gekauft. Die passte so fast in das dafür vorgesehene Loch. Mit etwas drücken und pressen ging es. Und wieder: Es war herrlich!

Im April wurde der Roller dann immer langsamer und behäbiger. Also ein Kundendienst. Super Werkstatt gefunden (am anderen Ende der Stadt, dafür aber deutlich billiger als im Business District und keine komischen Blicke, wenn ich mit meinem China-Modell da ankomme). Danach lief er noch schneller als am Anfang (also 65). Wunderbar.

Bis dann im Mai, kurz nach der Geburt unserer Tochter, plötzlich Benzin tropfte. Immer nach dem Fahren. Dann sprang er nicht mehr an, weil der Anlasser wohl zu feucht war. Also musste man ihn immer stehen und trocknen lassen, dann wieder los. So wollte ich dann wieder zu meiner Lieblingswerkstatt fahren. Weit kam ich nicht. Nach 2 km ging er auf der Straße aus. Am Straßenrand abgestellt, nach Hause gelaufen. Wenig Zeit, weil kleines Kind daheim und so weiter. Nach ein paar Wochen hatte ich dann einen Nachbarn an der Hand mit Allround-Anhänger, der ihn mir in eine Werkstatt bringen wollte. Da hatte sich allerdings schon ereignet, was sich in Bukarest (und wohl nicht nur da) bei so vielen stehengelassenen und herrenlosen Dingen ereignet (Batterie geklaut, Spiegel abgebrochen, Sitz aufgeschlitzt - da hat einer nicht nur aus Not zugeschlagen, sondern auch noch randaliert). Die Werkstatt wollte dann ein paar Hundert Euro für die Reparatur. Da hab ich kurz überlegt und dann gefragt ob er ihn mir abkaufen will ;-)...

Für 10 Euro hat er ihn mir dann zum Schrottplatz gefahren.
Naja, nachdem er 3 mal dort war und mich mehrmals angerufen und gejammert hat, weil das mit den 10 Euro jetzt für ihn natürlich auch kein so gutes Geschäft mehr war, musste ich dann schließlich mitkommen, weil die das Ding nur verschrotten, wenn der Eigentümer eigens vorspricht, sich ausweist und persönlich unterschreibt. Das hat dann ein paar Stunden gedauert. Die passenden Impressionen gibt es hier:





Letztlich hab ich sogar noch 1 Lei (ca. 22 Cent) Materialwert ausbezahlt bekommen und - viel wichtiger - die Bescheinigung über die Zerstörung (Destrugere):



Mit der konnte ich dann (einige Monate später, mir war erstmal nicht danach) zur offiziellen Abmeldung schreiten (was nicht unbedingt nötig gewesen wäre, weil die rumänischen Behörden ziemlich sicher nicht in der Lage gewesen wären mir in einem anderen Land nachzustellen, etwaige Steuern - 1,80 Euro pro Jahr - einzutreiben, vermutlich nicht mal in Rumänien, deshalb sieht man hier im Stadtbild auch so viele verwesende Autos mit Nummernschild).
Diesmal wollte ich es auf eigene Faust schaffen! Also los zur Polizei, alle Dokumente wie immer dabei. Mit meinen paar Brocken Rumänisch, Händen und Füßen (und ein Anruf bei einer Kollegin, die dann am Telefon übersetzt hat) erklärt, was ich möchte. Verstanden haben die das, nur, dass wohl noch eine Bestätigung vom Finanzamt fehlte (wofür auch immer, Steuern hatte ich alle bezahlt und die Belege sogar dabei). Also zum Finanzamt (wer sich noch erinnert: Anstehen, Nummer ziehen, Formulare ausfüllen, Gebühr bezahlen - 50 Cent - warten, sehr lange warten - es war der 24.12. - dann mit dem Beamten sprechen, ging ziemlich gut, irgendwann ist er dann sogar ins Englische gewechselt, am Schluss zweimal unterschreiben und ein paar Dokumente mit Stempel mitnehmen).

Wieder zur Polizei: Die kannten mich in der Zwischenzeit, aber es war eine andere Kollegin, die das bearbeitet hat. Und angeblich fehlte noch ein Dokument, obwohl ihr Kollege mir am Vortag versichert hat, dass alles komplett ist (aufmerksame Leser wissen jetzt was kommt - aber nein, ich hatte diese dritte Dokument wovon ich schon anfangs nicht wusste, warum man es braucht, zufällig im Geldbeutel). Also, alles gut. In der Folgewoche könne ich kommen und die fertigen Dokumente abholen.

Dann am 28.12. das Unglaubliche: Ein Aufruf auf meinem Handy. Von der rumänischen Polizei (gut, dass ich im Antrag meine Handynummer hinterlassen hatte). Ganz langsam und auf Englisch hat mir die Beamtin erklärt, dass ich bei der Abholung unbedingt noch eine Kopie der Schrottplatzbescheinigung mitbringen solle. Die hatten sie beim letzten Mal ganz vergessen dazubehalten. Kein Problem für mich...

Und am 29.12. war es dann soweit. Ich erhalte den Fahrzeugbrief zurück mit dem Abmeldungsstempel und eine extra Bescheinigung der Abmeldung.




Dann quittiere ich alles auf rumänisch, verabschiede mich freundlich bei allen (die kennen mich ja nun schon) und freue mich riesig (über den Sieg über die Bürokratie und natürlich über diese tolle, wenn auch kurze Zeit, als Rollerfahrer)... und manchmal träume ich Nachts noch von dem Gefühl in einer lauen Sommernacht auf dem Moped über die Bulevards zu brettern.....

Samstag, 12. Dezember 2015

Zeit für Veränderung

Vielleicht hat es der ein oder andere ja schon mitbekommen: In Rumänien ist im Moment politisch einiges im Umbruch. Spannend, dass wir das gerade miterleben können.

Begonnen hat alles Ende Oktober. In einem Bukarester Club war während eines Konzertes ein verherender Brand ausgebrochen, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen sind. Der Schock in der Bevölkerung war erstmal sehr groß. Doch dann kamen die Fragen: Wie kann so etwas überhaupt passieren? Wer ist für diese Tragödie verantwortlich? Es wurde schnell klar, dass die Brandschutzmaßnahmen nicht ausreichend waren und der Raum auch nicht für eine so große Menge von Leuten zugelassen war. Nun, warum hatten die Betreiber des Clubs dennoch die Erlaubnis, das Konzert durchführen zu können? Die Antwort ist einfach: Korruption. "Wie erste Ermittlungsergebnisse und etliche Haftbefehle gegen die Clubbesitzer, aber auch den zuständigen Bezirksbürgermeister und dessen Angestellte bestätigen, war der Club aufgrund fahrlässig und unrechtmäßig erteilter Zulassungen in Betrieb, obwohl die Regelverstöße gravierend waren" (diepresse.com).

Dieses Ereignis hat den Ärger der Rumänen über ihre Regierung und das korrupte System auf die Straßen getrieben. Bis zu 35.000 Menschen hatten mehrere Tage hintereinander gegen Korruption und Misswirtschaft demonstriert und den Rücktritt des bisherigen Premiers Victor Ponta und der gesamten Regierung gefordert. Und tatsächlich, am 4. November ist die gesamte Regierung zurück getreten. Doch die Menschen demonstrierenten weiter. Sie wollen einen politischen Neuanfang. Die Gefahr, dass nun ein paar Köpfe rollen und dann doch wieder alles beim Alten bleibt ist groß. Die Korruption steckt so tief im ganzen System. Ein Neuanfang ist nicht leicht, denn kaum jemand hat eine reine Weste vorzuweisen. Diese Aufgabe hat nun der ehemalige EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos. Von ihm wird bis zu den nächsten Wahlen Ende 2016 eine Wende zu einer "sauberen Regierung", frei von Korruption, Parteiinteressen und Günstlingswirtschaft, erwartet - keine leichte Aufgabe.

Auch bei uns persönlich steht schon sehr bald eine große Veränderung an.
Da der Aufbau des Standortes in Bukarest gut vorangekommen ist, hat sich Christian bereits seit Sommer nach neuen Jobs umgesehen - und eine interessante und spannende Herausforderung bei einem neuen Unternehmen entdeckt. Wir werden uns daher etwas früher als gedacht von Rumänien wieder verabschieden und ab April in die Nähe von Zürich ziehen, wo Christian bei einem Outsourcing-Spezialisten Geschäftsprozesse von Finanzdienstleistern, die Teile ihrer Aufgaben an einen externen Partner vergeben, optimieren wird. Bis dahin werden wir unsere gemeinsame Elternzeit genießen und schon ein bisschen Sonne auf den Kanaren vortanken. Konkret sieht unser Zeitplan nun so aus:

- Mitte Januar: Auszug aus Bukarest, wir kommen zunächst bei meinen Eltern in der Schweiz unter
- Ende Januar bis Mitte März: Elternzeit auf Teneriffa und Grad Canaria
- Anfang April neuer Job und hoffentlich neue Wohnung im Raum Zürich

Einerseites freue ich mich darüber wieder im deutschsprachigen Raum zu sein, näher an meinen Eltern und einem Teil meiner Geschwister, andererseits wird es auch wieder ein Neuanfang. Neue Umgebung, neue Gemeinde, neue Menschen, wieder Ausland mit allem was dazugehört und eben nicht zurück nach München, ins Vertraute. Wie lange wir in der Schweiz sein werden ist noch nicht klar. Angedacht sind erstmal 2-3 Jahre. Dann müssen wir das Ganze nochmal grundsätzlich entscheiden, ob wir uns z.B. vorstellen könnten in der Schweiz Wurzeln zu schlagen.

Zum Schluss noch ein paar Eindrücke der letzten Wochen:

Josefine kann nun selber aus ihrer Flasche trinken...

und fängt an zu essen, hier gabs Brokkoli.

Sie mag ihren Stuhl und dass sie nun am Tisch mit dabei sein kann

Besuch von Christians Schwester Katharina und ihrem Mann Simon Anfang November



Ein letztes Fotoshooting vor dem Palast zusammen mit meiner Schwester Beke, die uns auch im November besuchte.

 Josefine mit ihren Tanten
 


Josefines Uroma



Besuch bei den Großeltern Anfang Dezember
 



Montag, 26. Oktober 2015

5 Monate - 5 Länder

Josefine ist nun schon fünf Monate alt und war in dieser kurzen Lebenszeit schon in fünf verschiedene Ländern: In Rumänien, in der Schweiz, in Deutschland, in Zypern und in der türkischen Republik Nordzypern. Hier nun ein kleiner Bericht, was wir dort so erlebt haben.

Im September in der Schweiz:
Wie einige bereits wissen, leben meine Eltern seit einigen Jahren in der Schweiz und daher sind wir dort regelmäßig zu Besuch. Diesmal hat Josefine ihre etwa 1,5 Jahre ältere Cousine kennen gelernt. 


Und ihren Großvater, Onkel und Tanten


Ich habe es genossen, viel an der frischen Luft in dieser herrlichen Landschaft spazieren zu gehen und Josefine hat sich über die viele Aufmerksamkeit gefreut.



 

Im September in Deutschland: (leider ohne Bild)
Wir haben ein Wochenende in Kaufbeuren verbracht und waren auf der Hochzeit meiner ehemaligen Mitbewohnerin und guten Freundin aus Unizeiten. Es war schön viele alte Freunde wieder zu treffen und wir haben eine tolle internationale Hochzeit gefeiert.

September und Oktober in Rumänien:  
Grillen mit Freunden auf unserer Dachterasse


Besuch meiner Eltern in Bukarest. Gemeinsam haben wir eine Tour in die Berge gemacht und dort ein Felsenkloster besucht. 

Die Kapelle ist in einen Höhleneingang gebaut und dahinter eröffnet sich eine riesen Höhle, die aber nicht in die Tiefe des Berges ging, sondern stetig nach oben in den Fels führte.


Gewandert sind wir auch ein wenig. Mittlerweile ist auch hier der Herbst angekommen.



Noch ein sehr schön erhaltenes Kloster, das wir besucht haben.


Im Oktober Auf Zypern:
Anfang Oktober haben wir gemeinsam mit meinen Eltern eine Woche Urlaub auf Zypern verbracht (wer diesen Blog regelmäßig mitverfolgt hat, der weiß, dass wir dort letztes Jahr auch schon waren). Es hatte uns damals so gut gefallen, dass wir zum ersten Mal Urlaub am gleichen Ort gemacht haben.

Das war unser Ferienhaus mit Pool, 200m vom Strand entfernt.

Josefine hat ihre erste Badeerfahrung gemacht und war begeistert. Draußen waren es noch 30 Grad und das Wasser war angenehm warm.




Unser Lieblingsstrand, "Landa Beach", weil es keine laute Musik gab, er sehr sauber und der Sand ganz fein war und man auf einer Sandbank weit ins Meer laufen konnte.

Ein paar Ausflüge haben wir natürlich auch gemacht, z.B.: eine Wanderung zum Cap Gkreko (im Bild hinter meinen Eltern) und zu den Felsenhöhlen.


Oben auf dem Felsen des Caps, die Vögel im Hintergrund sollen ein Zeichen für den Weltfrieden sein. Die Vögel stehen wahrscheinlich für die Kontinente.

Spektakuläre Sonnenauf- und untergänge gab es jeden Tag.

Ausflug in die türkische Republik Nordzypern:
In Nordzypern haben wir einen Tag verbracht und uns alte biblische Stätten angeschaut, zunächst das Barnabaskloster. Paulus und Barnabas, der aus Zypern stammte und der erste Bischof Zyperns war, kamen auf einer Missionsreise auch nach Zypern. An der Stelle des Klosters sollen die Knochen von Barnabas gefunden worden sein. Leider wird die Anlage von der muslimischen Bevölkerung nicht sonderlich gepflegt. Es wird noch ein wenig Geld mit den Touristen gemacht, aber die Einheimischen haben kein allzu großes Interesse an dieser historischen Stätte.


Salamis, eine alte römische Stadt, die auch Paulus und Barnabas besucht hatten. Sie war mal ein wichtiges Handeslzentrum Zyperns, ist aber durch ein Erdbeben vollständig zerstört worden.

Der säulenumrundete Platz war die Sportanlage.

Hier sieht man die Fußbodenheizung des Badehauses.

Das Theater 

Von oben konnte man das Meer sehen.

Und zum Schluss noch ein paar Bilder von Josefine


Eines ihrer Lieblingsspielzeuge ist der Spielbogen. Sie hat ihn schon seit sie 2 Monate alt ist und entdeckt ihn immer wieder neu. Und nun kann sie sich sogar schon mit Hilfe der Seitenstangen vom Rücken auf den Bauch drehen.